Genau am 23. Mai 2022 wurde Kiubo gegründet. Anlass genug, um zur Geburtstagsparty zu laden. 60 Personen folgten der Einladung und kamen, um zu feiern und um sich von spannenden Impulsvorträgen inspirieren zu lassen. Im Rahmen des Designmonats Graz fand am 23. Mai 2023 die Podiumsdiskussion „Think Together: Wohnen der Zukunft“ im ersten Kiubo-Gebäude in der Grazer Starhemberggasse statt, um das Thema Wohnen anders zu beleuchten.
Graz/Wien, 24. Mai 2023. Gestartet wurde mit einer Führung durch das erste Kiubo-Wohngebäude. Die beiden Kiubo-Geschäftsführer Hans Schaffer und Florian Stadtschreiber boten den begeisterten Teilnehmer:innen interessante Einblicke in das Grazer Kiubo-Gebäude. Unter der Moderation von CIS-Geschäftsführer (Creative Industries Styria) Eberhard Schrempf wurde gemeinsam darüber nachgedacht, wie die Zukunft des Bauens und des Wohnens aussehen könnte. So starteten die fünf Podiumsteilnehmer:innen mit ihren verschiedenen Positionen und ihren sehr spannenden Gedankenimpulsen.
Der Experte und Lektor für Wohn- und Architekturpsychologie Harald Deinsberger-Deinsweger (IWAP) sprach über die Wirkung von Räumen und Gebäuden auf Menschen. Denn diese haben Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen, Entwicklung, Konzentration, Motivation oder auf Erholung und Gesundheit. Es gehe darum wohnpsychologische Bauschäden zu verhindern. Dazu zählen Verbarrikadierungen, Vandalismus, Kriminalität, Leerstände und Vermeidung, aber auch unsichtbare Bauschäden, wie vermehrte Konflikte, Krankheiten oder verminderte Erholungsqualitäten. Denn oft gebe man anderen Menschen die Schuld an Konflikten, aber „dass auch die Räume beteiligt sein können, ist uns nicht bewusst oder bekannt,“ so Deinsberger-Deinsweger. Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen Raumsituationen und der Tendenz an einer Depression zu erkranken, gibt. Er sehe einen tiefen, historisch gewachsenen Graben zwischen den Humanwissenschaften und der Bau- und Planungswissenschaft. Daher gelte es das Ziel, eine humane Nachhaltigkeit von Gebäuden und Siedlungen zu schaffen. Eine Hauptaufgabe seines Institutes sei es, dass Scheitern von Projekten vorherzusehen. Denn eine Analyse kommt zum selben Ergebnis, ob das Projekt besteht oder in der Planung ist. Daher könne hier früh darauf reagiert werden. „Wissen macht nicht teurer, sondern bringt mehr Qualität. Denn mehr Wissen generiert mehr Vielfalt“, so sein abschließendes Resümee.
Der Geschäftsführer der Strategie- und Markenberatung Brainds, Thomas Hotko, beschäftigte sich mit der Frage „Wieviel Design braucht der Wohnbau morgen“. Er beleuchtete Design gestern, heute und morgen. Das klassiche Deisgnmäandern – alles wegzulassen – gelte heute so nicht mehr, es geht um User-Experience. Denn Design bedeutet – wenn wir an morgen denken – vor allem Handeln, zwischen gewollter Festlegung der Handlungsweisen und der offenen Ermöglichung von Handeln. Es geht darum, was Nutzer:innen daraus machen. Wir lernen von Gebäuden, „wer bin ich, wenn ich hier wohne,“ so Hotko. Es geht um die Vorstellung, was die Menschen daraus machen. Auch Frauen und deren Bedürfnisse werden in der Planung von Gebäuden nicht berücksichtigt. Was passiert, wenn wir alle 100 werden – warf Hotko die Frage auf. Bauen kann nur günstiger werden, wenn wir es industrialisieren, so seine Schlussfolgerung. Mit dem Designcase von Kiubo gab er einen Blick hinter die Kulissen. Von Flexliving beginnend – eine Wohnung, die mit den Menschen alles mitmacht – sprach er über das Designthinking und deren Entstehungsgeschichte. Boden, Terminal und Module werden voneinander getrennt. Nach einer Umfrage, wie Modulwohnungen bei den Menschen ankommen, wurde das Design und Naming geschaffen: Kiubo. Wohnen wird so auch zum Produkt.
Unternehmensberaterin Claudia Nutz (Nutzeffekt, Wohnbau- und Quartiersentwicklung) beleuchtete aus der Perspektive der Quartiersentwicklung die Auswirkungen auf Design und Produktentwicklung. Beginnend mit Bildern vom Platz in Siena und dem Wiener Wohnpark Alterlaa, dem Projekt mit der höchsten Wohnzufriedenheit, gehe es um die Frage, bin ich im Design projektorientiert oder dem öffentlichen Raum zugetan ist. Wenn die Produkte in einem Quartier richtig platziert und orchestriert werden, dann entsteht ein lebenswertes Quartier, so wie es in einer 15 Minuten-Stadt erlebbar wird. Es gehe um zirkuläre Projektentwicklung. Drei Schlagworte, die Nutz mitdenken würde, wenn es um Design, Quartier und Produkt geht: Robust hybrid raffiniert und auch schön, „so sollten Quartiere sein“.
Die Trend- und Zukunftsforscherin Christiane Varga schaute, um die Frage nach dem Wohnen der Zukunft zu beantworten, in die Zukunft von gestern. Wie haben sich Menschen früher das Wohnen der Zukunft vorgestellt? Dazu zeigte sie ein illustriertes Bild aus den 1960er-Jahren, wie wohnen die Menschen im Jahr 2000. Sichtbar werden hier die Rollenbilder der 1960er-Jahre. Denn „Zukunft wird oft mit Technologie gleichgesetzt“, so Varga. Aber es wird nicht darauf geschaut, wie Menschen oder das Zusammenleben sich verändert. Sie zeigte Familie Mustermann Zeitalter aus den früheren Jahren und von heute. „Wir kommen von der Biographie im Industriezeitalter in die Multigraphie“, so Varga weiter. Das Leben verläuft nicht mehr so klassich linear. Bestes Beispiel dafür ist der Unruhestand. Die Menschen sind ab dem Pensionsantritt agiler und jünger. Und daher wird die letzte Lebensphase immer kürzer. Architektur und Wohn- und Lebensraum müssen Antworten darauf geben. Kiubo ist genau eine Antwort auf dieses Lebensphasenmodell. Wohnen und Arbeiten gehen neue Allianzen ein, es gibt neue Raumnutzungen. Es werden Räume geteilt. Shared Spaces seien kein rein städtisches Phänomen. Die Gesellschaft braucht neue Formen des Zusammenlebens. Darauf ging sie in einer Reihe von Beispielen ein. So sind auch Farben in der Stadt ein Aspekt, mit dem positive Effekte erzielt werden können. „Das Wohnen der Zukunft definiert sich als eine soziale, architektonische, ästhetische, ganzheitliche Intelligenz. Design und Material spielen dabei eine wichtigere Rolle als Technologie, das bestenfalls unterstützen, aber nicht ausschlaggebend sein sollte“, so Varga.
Designer Georg Wanker (Georg Wanker Industrial Design) schuf einen Kontrapunkt und sprach aus dem Alltagsleben eines Industriedesigners und über die Frage, was bedeutet schön und hässlich. „Das ist aber nicht schön vom Design her“ – eine Aussage, die sehr generalisiert. Am Beispiel eines Rasierapparates sprach er über die Konzeptpräsentation und die Fragen, die dabei aufgetaucht sind. Und ebenso über jene Fragen, mit denen Industriedesigner konfrontiert sind.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde die Frage gestellt, wohin die Reise geht und ob Kiubo ein mögliches Modell für das Wohnen der Zukunft ist, was unisono von allen Teilnehmer:innen bejaht wurde. Varga wies darauf hin, dass die Art wie Menschen wohnen sich immer schon sehr verändert habe. Eine funktionale Trennung von Wohnen und Arbeiten war vor dem Industriezeitalter nicht vorhanden. Die Zeit, in der das nicht getrennt war, hat kürzer gedauert als die andere Phase. „Wir sollen flexibler denken, nicht um Bestehendes wegzunehmen, sondern zu ergänzen,“ so Varga. Wanker ging auf den Produkt-Design-Ansatz von Kiubo ein. „Es braucht eine Revolution im Bauen“, lautete die Schlussfolgerung von Moderator Schrempf. „Auch Sprache ist Architektur, Kiubo ist daher wirklich auf mehreren Ebenen ein revolutionäres Projekt“, schloss Varga die Podiumsdiskussion.
Nach den abschließenden Worten der beiden Kiubo-Geschäftsführer Hans Schaffer und Florian Stadtschreiber startete die Party – denn schließlich wurde Kiubo ein Jahr alt. Und das musste gefeiert werden.
Bildtext: 1 (von links nach rechts): Florian Stadtschreiber, Georg Wanker, Harald Deinsberger-Deinsweger, Claudia Nutz, Thomas Hotko, Christiane Varga, Hans Schaffer und Eberhard Schrempf.
2: Florian Stadtschreiber, Hans Schaffer und Eberhard Schrempf feiern den ersten Geburtstag.
3: Hans Schaffer und Florian Stadtschreiber.
4 bis 6: Impressionen vom einjährigen Geburtstagsfest von Kiubo.
Fotocredit: Alexander Koch, Kiubo
Über Kiubo
Bezugnehmend auf Le Corbusier mit seinem Maison Dom-Ino und weiteren Ansätzen vieler Architekten und Architektinnen entwickelte die ÖWG Wohnbau gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter das Kiubo-System. Unter dem Titel Flexiliving wurde das Konzept erstmals auf der Architekturbiennale 2021 präsentiert. Ein Prototyp wurde von ÖWG Wohnbau in Kooperation mit Hofrichter-Ritter Architekten und Kulmer Holzbau wurde in Pischelsdorf (Steiermark) realisiert, der heute Teil des mehrgeschossigen Kiubo-Hauses in der Starhemberggasse in Graz ist. Die Fertigstellung und Übergabe dieses ersten Geschosswohnbaus im Kiubo-System an die Bewohnerinnen und Bewohner erfolgte im Oktober 2021. Auf Grund der erfolgreichen Umsetzung dieses Innovationsprojektes wurde 2022 zur Realisierung weiterer Projekte das Unternehmen Kiubo GmbH gegründet.
Mehr unter www.kiubo.eu
Pressekontakt Kiubo
Dr. Alexandra Vasak, Reiter PR
Praterstraße 1 | weXelerate Space 12 | 1020 Wien
T: +43 699 120 895 59
alexandra.vasak@reiterpr.com