Von Beginn an ist sie strategische Begleiterin bei Kiubo: Claudia Nutz. Die selbstständige Unternehmensberaterin ist spezialisiert auf die Entwicklung von großen Liegenschaften bzw. Quartieren. Im Gespräch erklärt sie, welche Rolle die Quartiers- und Liegenschaftsentwicklung im Wohnbau spielt und wie eine neue Art des Wohnens, ein modulares Bausystem, das völlig flexibel funktioniert, wie es Kiubo ist, die Antwort darauf sein kann.
Graz/Wien, 7. Dezember 2023. Der Anspruch an ein Quartier sei es, einen attraktiven Lebensraum zu schaffen, meint Nutz auf die Frage, welche Rolle der Wohnbau im Prozess der nachhaltigen Quartiersentwicklungsplanung spielt. „Wohnen ist ein Grundrecht und hat daher immer oberste Priorität. Aus der Perspektive des Quartiers sind aber auch die Rahmenbedingungen optimal zu gestalten, wie die Mobilität, die Lage im Stadtgebiet, der Anschluss an den öffentlichen Verkehr, Fußgängerfreundlichkeit oder Grün- und Freiräume, bzw. welche Oasen im Sinne der sommerlichen Überhitzung gibt es in der Nähe, etc. Daher ist der Wohnbau ein zentrales und bestimmendes Element,“ so Nutz weiter.
Die Menschen haben mit der Industrialisierung, Kapitalisierung und fortschreitenden Arbeitsteilung in der Immobilienwirtschaft aufgehört, Häuser zu bauen. In Vergessenheit geriet, dass eine Immobilie kein klassisches Konsumgut ist, welches morgen wieder entfernt werden kann und nicht massive Auswirkung auf unsere Umwelt hat. „Daher gilt: Je langlebiger eine Struktur sein soll, desto neutraler bzw. zeitloser muss sie in ihrer Ausformulierung sein. Im Gegenzug gilt – je kurzlebiger, desto angepasster muss sie an aktuelle gesellschaftliche Notwendigkeiten sein. Es gehe nicht darum alles immer sofort verändern zu können, sondern darum die ´massiven´ Teile langlebig zu gestalten und im kleineren Maßstab anpassungsfähig zu sein“, ist Nutz überzeugt.
Bühnen, Zuschauerplätze und Rückzugsorte
Quartiersentwicklung orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen. Dazu zählen kurze Wege, gute Versorgung, nachhaltige Mobilität, leistbarer Wohnraum, gute Beschäftigungsverhältnisse oder klimafittes Verhalten. Das gilt egal ob Stadt oder Land. „Die erlebte Lebensqualität hängt maßgeblich von den sozialen Beziehungen ab. Quantität und Qualität sind dabei gesondert zu betrachten. Es liegt daher an, uns Stadtplanern, unterschiedliche Strukturen und Treffpunkte zu schaffen. Es braucht Bühnen, um sich zu zeigen, es braucht Türen, durch die wir uns miteinander verbinden können, es braucht Fenster, wo wir uns, nur passiv am Geschehen involvieren und einfach nur zusehen können und es braucht natürlich Räume, die wir für uns haben. Das gilt es, auf Quartiers- als auch auf Objektebene zu schaffen – mit räumlichen, sozialen und digitalen Angeboten“, ergänzt Nutz auf die Frage, welche Komponenten dazu beitragen, ein lebendiges, inklusives und nachhaltiges städtisches Umfeld zu schaffen.
Guter Städtebau orientiert sich nicht zu 100 Prozent an aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen, ist Nutz überzeugt, sondern schafft Strukturen, die weit über zwei bis drei Generationen hinaus gehen. Jedoch sei der Umbau der Städte zu mehr Klimafitness eine große Herausforderung, vor allem in Hinblick auf rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. „Mir ist es immer wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen, dass der Bau einer Stadt eine gemeinsame und gesellschaftliche Aufgabe ist. Das ist weder alleinige Aufgabe der öffentlichen Hand, noch kann ein Entwickler einer Immobilie verneinen, dass seine gebaute Realität nicht auch einen Beitrag zum Gesamtbild leistet“, so Nutz weiter.
Anforderungen an neue innovative, urbane Konzepte
Um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, sollten neue innovative, urbane Konzepte herausragende Eigenschaften, wie Nutzungsoffenheit, Kreislauffähigkeit und Klimafitness verkörpern. Nutzungsoffenheit ist entscheidend, um den sich ständig wandelnden Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Flexibilität in der Nutzung von urbanen Räumen ermöglicht eine vielfältige und effiziente Nutzung. Kreislauffähigkeit ist ebenso von großer Bedeutung, um eine nachhaltige Ressourcennutzung zu gewährleisten. Urbane Konzepte sollten darauf abzielen, Abfälle zu minimieren, Ressourcen zu recyceln und einen geschlossenen Kreislauf zu fördern. Dadurch kann die Umweltbelastung reduziert und eine langfristige ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet werden. Klimafitness ist unerlässlich, um den Auswirkungen des Klimawandels standzuhalten. Städte müssen widerstandsfähig gegenüber extremen Wetterbedingungen sein und gleichzeitig Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels unterstützen. Die Integration von grüner Infrastruktur, erneuerbaren Energien und nachhaltigen Mobilitätslösungen trägt dazu bei, Städte widerstandsfähiger und ökologisch verträglicher zu machen.
Ist Kiubo die Lösung für den Städtebau der Zukunft?
Kiubo ist für Nutz, die Antwort auf diese Herausforderungen, da es langfristige Strukturen, wie den Terminal, und mittelfristige Elemente, wie die einzuschiebenden Module, trennt. Damit zielt Kiubo perfekt auf das bereits erwähnte Wechselspiel von Langlebigkeit für zukünftige Herausforderungen und kurzfristige Anpassbarkeit ab. „Ebenso ist hier die hervorragende Eignung des Systems für die Kreislaufwirtschaft“ zu nennen. Und Nutz weiter: „Ein stabiler, aber trotzdem abbaubarer Terminal, mehrfach verwendbare Module, die sich aufgrund ihrer Modularität bestens für den Einsatz unterschiedlicher Materialen, insbesondere auch Recycling, eignen.“ Ein weiterer Aspekt ist die völlig flexible Kombinierbarkeit von Miete und Kauf der Module. Das sei für Nutz ein wichtiger Beitrag zur Leistbarkeit von Wohnraum in unterschiedlichen Lebensphasen.
„Kiubo möchte ein Haus sein, kein Wohnobjekt, kein Gewerbeobjekt, sondern einfach ein Haus, das unterschiedliche Nutzungen zulässt. Unsere Widmungskategorien sind aber in vielen Fällen immer noch sehr dezidiert und fördern monofunktionale Nutzungen. Darüber hinaus sind immer noch viel zu viele Bebauungspläne so gestrickt, dass Projektwerber durch die Ausgestaltung größerer Raumhöhen ganze Geschosse verlieren. Festlegungen, die auf eine maximale Gebäudehöhe mit einer darin unterzubringenden Bruttogeschoßfläche abzielen und dabei gleichzeitig Spielraum für großzügige Geschoßhöhen geben sind dafür eine wichtige Rahmenbedingung“, fasst Nutz die Problemstellungen und Herausforderungen bei der Entwicklung von Kiubo aus Sicht der Stadtplanung bzw. Quartiersentwicklung zusammen.
„Kiubo ist für mich mutig, weil es anders sein will, einen aktiven Beitrag zu den Herausforderungen unserer Zeit leisten möchte und dabei gut ausgetretene Pfade verlässt“, ist Claudia Nutz überzeugt. Und ihre abschließenden Wünsche für Kiubo, auch in Zukunft weiterhin „mutig, hartnäckig, aber auch geduldig sein.“
Das gesamte Interview mit Claudia Nutz finden Sie hier: https://www.kiubo.eu/pressemeldungen/die-menschen-hinter-kiubo-ii-interview-mit-claudia-nutz/
Bildtext: Claudia Nutz, strategische Begleiterin bei Kiubo
Fotocredit: LippZahnschirm, Kiubo GmbH
Kiubo Wohnhaus in der Grazer Starhemberggasse
Einschub eines Moduls in das Kiubo-Gebäude
Fotocredit: Kiubo GmbH
Über Kiubo
Bezugnehmend auf Le Corbusier mit seinem Maison Dom-Ino und weiteren Ansätzen vieler Architekten und Architektinnen entwickelte die ÖWG Wohnbau gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter das Kiubo-System. Unter dem Titel Flexiliving wurde das Konzept erstmals auf der Architekturbiennale 2021 präsentiert. Ein Prototyp wurde von ÖWG Wohnbau in Kooperation mit Hofrichter-Ritter Architekten und Kulmer Holzbau wurde in Pischelsdorf (Steiermark) realisiert, der heute Teil des mehrgeschossigen Kiubo-Hauses in der Starhemberggasse in Graz ist. Die Fertigstellung und Übergabe dieses ersten Geschosswohnbaus im Kiubo-System an die Bewohnerinnen und Bewohner erfolgte im Oktober 2021. Auf Grund der erfolgreichen Umsetzung dieses Innovationsprojektes wurde 2022 zur Realisierung weiterer Projekte das Unternehmen Kiubo GmbH gegründet.
Mehr unter www.kiubo.eu
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